Frischluft fürs Physio-Hirn - Der pt-Podcast für Physiotherapeuten

Frischluft fürs Physio-Hirn - Der pt-Podcast für Physiotherapeuten

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00:00:00: Wir haben hier mehr als 50 Prozent der Teilnehmer, sind Clinicians, also sind Physiotherapeuten

00:00:05: in der Praxis.

00:00:06: Also ich kann auch in der Praxis Daten sammeln, die auswerten und einreichenden als abstract

00:00:12: und präsentieren.

00:00:13: Let's get physical, die Physiotherapie muss teilen, wo die Menschen sind.

00:00:21: Hier ist wieder Daniel Tsai, Herausgeber der PT vom Flamverlack in München und wir treffen

00:00:26: uns heute zu "Frischluft fürs Physio-Hirn" - Sponsored bei Optadata.

00:00:30: Vielen Dank dafür.

00:00:31: Ja, und ich bin hier zum ersten Mal in meinem Leben und auch zum ersten Mal im Leben der

00:00:34: PT in Tokyo beim World Physiocongress und mir gegenüber sitzt eine Seschermann der Dame,

00:00:41: Birgit Müller-Winkler aus Deutschland.

00:00:43: Hallo.

00:00:44: Und Birgit ist hier beim WCPTV, das früher mal hieß, die sogenannte Policy Managerin.

00:00:49: Genau.

00:00:50: Und Birgit, du bist Physiotherapeutin.

00:00:52: Was bringt dich in die Weltorganisation?

00:00:55: Das ist eine bisschen eine längere Story.

00:00:58: Wir haben Zeit.

00:00:59: Also wie du sagst, ich bin Physiotherapeutin, schon seit einigen Jahrzehnten mittlerweile,

00:01:07: habe überwiegend in der Pediatrie gearbeitet und dann, als ich 30 wurde, haben wir nachgedacht,

00:01:12: ich liebe die Physiotherapie, aber ich kann mir nicht vorstellen mit 60 mit den Kindern

00:01:17: am Boden rumzugrabbeln in der Pediatrie, ist ja auch sehr mit viel Koppereinsatz.

00:01:22: Und dann habe ich eine pädagogische Zusatzausbildung gemacht und habe dann erst mal für sechs

00:01:29: Jahre in der Physiotherapie Ausbildung gearbeitet, im Friedrichsheim in Frankfurt und in Würzburg.

00:01:35: Was macht man da für eine Zusatzausbildung?

00:01:37: Das hieß damals, pädagogische Zusatzausbildung war für fünf Jahre berufsbegleitend, um

00:01:44: Kinder in der wachsenden Bildung, pädagogische Techniken und Handwerkszeug zu lernen, um

00:01:53: Physiotherapie Schüler zu unterrichten.

00:01:55: Und wenn du ganz tief zurückgehst, wieso bist du überhaupt Physiotherapeutin geworden?

00:01:59: Ich glaube, das ist eine Familiengeschichte.

00:02:04: Meine Mutter hatte, als ich Jugendliche war, die Wirbel gleiten und war selber auch in

00:02:10: der Physiotherapie und dann fand ich das halt ganz spannend.

00:02:13: Und ich weiß noch, dann haben wir nach dem Physiotherapie oder vielleicht Logopaddy,

00:02:17: aber für die Logopaddy waren meine bayerische Dialekt zu stark.

00:02:21: Also bin ich in der Physiotherapie gelandet.

00:02:24: Wo kommst du denn ursprünglich?

00:02:25: Ursprünglich aus dem tiefsten Niederbayern.

00:02:28: Also wenn mein München in die Isar springt und flussabwärts schwimmt, dann kommt man

00:02:31: Landau vorbei.

00:02:32: Landau?

00:02:33: Das ist da nicht ursprünglich herkommen.

00:02:34: Ja, Wahnsinn.

00:02:35: Du bist heute Policy Managerin, hört sich ein bisschen schräg an, Politik Managerin

00:02:41: in der World Confederation.

00:02:43: Was macht man da?

00:02:45: Genau, ich muss noch mal ein bisschen zurückrollen.

00:02:47: Wir waren vorher bei der, als ich in der Physiotherapie Ausbildung gearbeitet hab.

00:02:54: Und dann sind wir beruflich von meinem Mann bedingt, sind wir nach England gezogen und

00:03:01: dann habe ich dort auch erstmal meine Anerkennung als Physiotherapeutin bekommen.

00:03:04: Das war ein ziemlich aufwendiger Prozess.

00:03:06: Also ich bin registrierte Physiotherapeutin in UK und habe meine Berufserkrankung an Erkennung

00:03:11: in Deutschland.

00:03:12: Und dann habe ich da erstmal auch in der Pediatriepraxis gearbeitet.

00:03:15: Vorhin habe ich gesagt, als ich 30 wurde, habe ich mir überlegt, was mache ich jetzt?

00:03:19: Als ich 40 wurde, habe ich mir gedacht, okay, was mache ich jetzt?

00:03:22: Und habe dann einen Aufbaustudiengang gemacht, ein Master in Health Sciences, also in Gesundheitswissenschaften.

00:03:28: Und habe dann danach eine Stelle angefangen, direkt beim britischen Berufsverband, beim

00:03:35: CSP, bei der Charter Society of Physiotherapy und habe damals als International Advisor

00:03:40: gearbeitet.

00:03:41: Also alle Anfragen, die kamen irgendwie über internationales Arbeiten etc.

00:03:47: war ich da 6, 7 Jahre oder so.

00:03:50: Und dann sind wir wieder nach Deutschland umgezogen und aber zufälligerweise wurde dann damals

00:03:57: bei World Physiotherapy oder damals eben WCPT eine Stelle frei.

00:04:03: Das war 2017, weil eine Kollegin in Ruhe standgegangen ist.

00:04:08: Und dann habe ich mich da beworben und seitdem bin ich bei World Physiotherapy.

00:04:12: Policy Manager bin ich jetzt erst seit 1,5 Jahren oder so.

00:04:17: Also ich war vorher in verschiedenen Bereichen tätig, aber wir hatten ja letztes Jahr oder

00:04:22: vor 1,5 Jahren ist unser CEO, Jonathan Krüger, weggegangen und dann gab es halt innerhalb

00:04:27: der Organisation so ein bisschen eine Umstrukturierung.

00:04:30: Auch mit manchen Titeln, die umbenannt wurden, um das besser zu beschreiben, was die einzelnen

00:04:35: Leute machen.

00:04:36: Und als Policy Manager bin ich für unsere Polices zuständig, die wir haben.

00:04:42: Also unsere Papiere, White Papers, die wir haben zu verschiedensten Themen in der Physiotherapie

00:04:48: von Autonomie, Regulation, interprofessionelles Zusammenarbeiten.

00:04:53: Also wir haben ich glaube insgesamt 30 oder 35 Papers.

00:04:58: Für die bin ich zuständig zu schauen, dass die auch immer wieder abgedatet werden und

00:05:02: dann eben beim General Meeting alle vier Jahre wieder von den Mitgliedsorganisationen abgesegnet

00:05:09: werden.

00:05:10: Also kann man sich das so vorstellen, wie in der Politik das eben ist.

00:05:13: Man legt quasi ein Programm fest, Dinge sollen so und so und so sein.

00:05:17: Das wird durch die verschiedenen Gremien abgestimmt und festgelegt, korrekt?

00:05:21: Ja, genau.

00:05:22: Aber das ist mehr, also diese Policy Papers, das ist wirklich für uns einen, in Deutschland

00:05:27: glaube ich, Lobby-Inhilfe oder Advocacy, wenn wir zum Beispiel eine Anfrage bekommen aus

00:05:32: Griechenland oder aus der Türkei oder aus Mexiko und sagen, okay, wir sind jetzt gerade

00:05:36: mit unserem Gesundheitsministerium in Gespräch und wir sind dabei irgendwie mehr Autonomie

00:05:42: zu bekommen.

00:05:43: Wie könnt ihr uns helfen?

00:05:44: Und dann sind diese Policy Papers, diese Dokumente eben hilfreich und die geben wir dann entsprechend

00:05:50: dem Thema, geben wir die raus und begleiten unsere Mitgliedsorganisationen bei diesen

00:05:56: Veränderungen oder diesen Weg, professionellen Weg und helfen mit Advocacy, wo wir können.

00:06:03: Also dieser Begriff Autonomie, der erschwebt relativ oft dabei herum, das letztendlich

00:06:08: jetzt worum geht es?

00:06:09: Es geht darum, dass die Physiotherapeuten als Professionen auch international selbstständiger

00:06:13: werden und sich, wie sagt man, emanzipieren gegenüber den sonstigen Medizinberufen?

00:06:18: Ja, also emanzipieren ist sicher ein Thema auch, aber ich denke, oft ist ja wirklich

00:06:25: auch die Autonomie und der Direct Access hängt ja ganz eng mit der Ausbildung zusammen.

00:06:29: Also du kannst halt nur Direct Access haben, wenn du einfach eine Ausbildung hast, die

00:06:33: die Physiotherapeuten so aufs Berufsleben vorbereitet, dass sie eben auch diese Entscheidungen

00:06:39: treffen können und von Red Flex erkennen und wirklich auch so diese komplexes Verständnis

00:06:47: haben, dieses Reflective Thinking, dass sie wirklich dem Patienten gut versorgen können,

00:06:52: ohne dass da irgendwie noch ein Arzt drüber schwebt, der sagt ja fünfmal Physiotherapie

00:06:58: bitte.

00:06:59: Also das heißt zusammengefasst, es ist ja so, die jungen Physiotherapeuten von heute

00:07:04: sollen ja lernen, wie eine Eingangsuntersuchung ja selber zu machen, anstelle eines Arztes.

00:07:09: Weil es heißt bei uns in Deutschland ja Direktzugang, du sagst, sprichst immer von Direct Access,

00:07:13: das ist aber international das Gleiche, nehm ich an?

00:07:15: Ja, es gibt im internationalen zwei Begriffe, die darum floaten und zwar einer ist Direct

00:07:22: Access, also Direktzugang und das andere heißt Self-Referral.

00:07:25: Also ich kann mich selber zum Physiotherapeuten referieren, ich kann mir selber eine Verordnung

00:07:31: schreiben sozusagen und das ist im internationalen Bereich gleich, nur aus verschiedener Perspektive.

00:07:38: Direct Access heißt von mir als Physiotherapeut aus, der Patient hat Direktzugang zu mir,

00:07:43: Self-Referral ist vom Patientenperspektive aus, der kann sich selber an den Physiotherapeut

00:07:48: beenden.

00:07:49: Also wenn irgendwo international, irgendein Land seine Position in Bezug auf Direct Access

00:07:55: verbessern will, wenden die sich an dich?

00:07:57: An uns und dann, also ich spreche zum Beispiel kein Spanisch, also wenn wir Anfragen haben

00:08:02: aus Südamerika oder so, dann haben wir einen Kollegen, der Spanisch spricht und der dann

00:08:08: häufig das übernimmt, aber ja, das ist im Membership und Policy Team übernehmen wir

00:08:13: das.

00:08:14: Birgit, du hast mir im Vorgensprich erzählt, du hast noch so einen kleinen Nebenjob und

00:08:18: da geht es um Afrika.

00:08:19: Ein Nebenjob, na ja so würde ich das jetzt nicht bezeichnen.

00:08:25: Ja, Afrika hat mich in den letzten Jahrzehnten immer so ein bisschen begleitet, das war

00:08:34: interessanterweise damals, als ich noch bei der Charter Society of Physiotherapy war,

00:08:39: habe ich eine Kollegin kennengelernt, die aus Tanzania kommt und dort praktiziert und

00:08:46: dann haben sich da eben so verschiedene Connections aufgetan und ich war dann zweimal in Afrika

00:08:53: für zwei, drei Wochen und wir haben da Workshops angeboten.

00:08:57: Dann, wir als World Physiotherapy haben ja Mitgliedsorganisationen auf der ganzen Welt,

00:09:04: 129 Mitgliedsorganisationen eingeteilt in fünf Regionen, also Europa, Afrika, Asia,

00:09:11: Western, Pacific, was haben wir noch, North America, Caribbean und Südamerika.

00:09:18: Und ja, jetzt mit meiner Rolle als Policy Manager bin ich auch für die afrikanische

00:09:26: Region zuständig.

00:09:27: Das kommt sozusagen noch on top.

00:09:29: Ja, was heißt on top?

00:09:31: Also das ist halt einfach innerhalb unseres Teams, sind halt die verschiedenen Regionen

00:09:36: aufgeteilt und ich bin für die Afrika Region zuständig.

00:09:39: Und darf ich noch was dazu sagen?

00:09:41: Ja, das ist gut.

00:09:42: Weil mit Policy, also Policy ist natürlich das, was geschrieben ist, aber es gibt ja

00:09:46: auch was, wir nennen Policy in Practice und das ist zum Beispiel der Kongress hier.

00:09:50: Was wir hier machen, die ganzen wissenschaftlichen Formate, den ganzen Content, ist ja Policy

00:09:56: in Practice.

00:09:57: Also Policy soll ja nicht nur was sein, was auf dem Papier steht und vielleicht oder

00:10:01: vielleicht auch nicht aus der Schublade gezogen wird, sondern auch wirklich, wie es angewendet

00:10:05: wird.

00:10:06: Und dann treffen sich hier dieses Jahr, wie viele Leute nach Planen?

00:10:09: Also es werden etwa 4.500 Menschen hier rumwuseln.

00:10:14: Ja, nicht alle sind drei Tage hier, manche sind auch für einen Tag oder zwei Tage registriert.

00:10:20: Aber ja, es wird ein ziemlich voller Kongress.

00:10:23: Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man am Ende des Tages, wenn ich richtig nachgelesen

00:10:27: habe, 600.000 Physiotherapeuten weltweit vertritt?

00:10:32: Es fühlt sich gut an, aber ich muss auch dazu sagen, wenn man überlegt in Deutschland,

00:10:37: gäbe es ja allein schon 200.000 Physiotherapeuten.

00:10:41: Davon sind etwa, ja ich will jetzt da keine genaue Zahlen nennen, aber ich sage mal, zwischen

00:10:46: 22.000 und 24.000 bei Physiodeutschland und Physiodeutschland ist unsere Mitgliedsorganisation.

00:10:53: Das heißt, in Deutschland vertreten wir durch Physiodeutschland nur 22.000 bis 24.000 Physiotherapeuten.

00:11:01: Und drum ist die Zahl 600.000, klingt zwar schon gut, aber es könnten viel mehr sein,

00:11:05: wenn mehr sich in den Verbänden engagieren würden.

00:11:08: Das gilt dann aber weltweit eigentlich, dass es zu wenig Engagement in Verbänden gibt?

00:11:12: Sehr unterschiedlich.

00:11:13: Also zum Beispiel in Großbritannien, die haben 92, 94 Prozent der Physiotherapeuten sind

00:11:21: bei denen im Berufsverband.

00:11:23: In anderen Ländern, gerade in Südamerika, ist es auch eher so die Situation wie jetzt

00:11:27: in Deutschland, aber es gibt Länder, da sind fast alle Mitglieder.

00:11:30: Und man muss auch dazu sagen, was ja auch noch mein ganz spannendes Thema ist, finde ich,

00:11:35: in Portugal zum Beispiel oder in Frankreich gibt es jetzt seit kurzem eine Oder, also

00:11:41: das ist eine Kammer, das heißt alle Physiotherapeuten sind vertreten.

00:11:45: Also nicht nur die, die in diesem Berufsverband mitglied sind, sondern alle sind vertreten

00:11:51: und darum können wir halt auch, wenn wir mit diesen Ländern kooperieren, haben wir

00:11:54: halt eine ganz andere, ganz anderen Impact, weil wir halt einfach an die ganze Berufsgruppe

00:11:59: drankommen.

00:12:00: Ja, was können wir denn den deutschen Physiotherapeuten motivatorisch mitgeben, dass sie sich da

00:12:04: mehr engagieren?

00:12:05: Also ich weiß, es kann sich nicht jeder ehrenamtlich in Berufsverbänden engagieren, aber es ist

00:12:14: wirklich, ich denke so wichtig, wenn man überlegt auch die Verbände verhandeln, die gehälter

00:12:19: und wenn man mit Physiotherapeutin spricht.

00:12:21: Ich sage, du bist da nicht Mitglied, zumindest mit seinem Mitgliedsbeitrag, seinen Obolus

00:12:26: zu leisten, damit die einfach auch gute Verhandler einstellen können.

00:12:29: Weil wenn das Budget nicht da ist und dann die Verhandlungen schlecht sind, dann hat das

00:12:34: letztendlich in Effekt auf alle Physiotherapeuten.

00:12:37: Also ich kann wirklich nur appellieren, engagiert euch im Verband und wenn ihr euch nicht engagieren

00:12:42: könnt, dann zumindest einen Beitrag leisten finanziell, um die Arbeit der Berufsverbände

00:12:49: zu unterstützen.

00:12:50: Naja und das ist auf jeden Fall ein guter Ansatzpunkt, um zu sagen, Physiotherapie kann

00:12:54: auch sehr international sein, indem man zum Beispiel alle zwei Jahre auf den World Physiocongress

00:12:59: geht.

00:13:00: Ich persönlich kenne ihn ja seit 2017, Südafrika war mein erster.

00:13:03: Und muss sagen, ich habe das in wahnsinniger Erinnerung.

00:13:08: Ich weiß noch, in Afrika waren irgendwie 5000 Leute mit wahnsinnigen Trommeln in der

00:13:13: Opening-Seremonie.

00:13:14: Also das ist ein sehr lebhaftes Ereiches.

00:13:17: Birgit, was wird denn hier auf diesem Kongress so passieren?

00:13:21: Also wir haben auf jeden Fall ein spannendes Programm und die Eröffnungssession ist wirklich

00:13:27: eins der Highlights, weil wirklich alle Leute in einem Raum sind und es wird High-Energie

00:13:33: sein, mehr kann ich jetzt da momentan noch nicht verraten.

00:13:37: Doch es werden 4500 sein, hast du gesagt?

00:13:39: Es werden 4500 sein und es wird Alarm.

00:13:43: Was meinst Alarm?

00:13:44: Es wird Alarm, es wird laut.

00:13:46: Es wird laut und es wird, ich sage jetzt mal, das ist unser Ziel auch immer so, die Kultur

00:13:51: des Landes zu hören und wahrzunehmen.

00:13:55: Also Ninja und Samurai tanzen über die Bühne.

00:13:59: Ja, da können wir es spekulieren.

00:14:01: Ja, und das ist also dann der Auftakt zu, wenn man richtig nachliest, wie viele Sessions

00:14:08: wird es geben, an denen man hier teilnehmen kann?

00:14:10: Oh, ich weiß gar nicht, die einzelnen Sessions.

00:14:12: Ich weiß, dass wir 1500 Poster haben, also gedruckte Poster, die hier ausgestellt werden,

00:14:18: werden täglich gewechselt, weil so viel Platz haben wir einfach gar nicht hier.

00:14:21: Dann haben wir sogenannte E-Poster Sessions.

00:14:24: Das ist ein Format, bei dem die Poster-Presenters 5 Minuten Zeit haben, über den Inhalt von

00:14:31: ihrem Poster zu sprechen.

00:14:32: Lassen Sie es dabei ganz kurz reingehen.

00:14:34: Ich glaube, viele Menschen wissen gar nicht, was in diesen Poster Sessions passiert.

00:14:38: Also, da sind Forscher aus allen Gebieten der Physiotherapie und präsentieren ihre

00:14:44: Ergebnisse.

00:14:45: Wie machen die das?

00:14:46: Bitte, wie die das machen?

00:14:47: Ja.

00:14:48: So, erstmal muss man sagen, du hast gesagt, Forscher, das ist für mich auch ein ganz

00:14:51: wichtiger Punkt.

00:14:52: Jeder Physiotherapeut kann Daten sammeln und präsentieren.

00:14:57: Also, man muss nicht der Researcher sein und das ist auch ein wichtiger Punkt.

00:15:00: Wir haben hier mehr als 50 Prozent der Teilnehmer, sind Clinicians, also sind Physiotherapeuten

00:15:05: in der Praxis.

00:15:06: Also, ich kann auch in der Praxis Daten sammeln, die auswerten und einreichen, als abstract

00:15:12: und präsentieren.

00:15:13: Also, es sind nicht nur die Forscher, Forscher, die sind natürlich auch hier.

00:15:16: Aber es ist breiter als das.

00:15:19: Wir haben auch einige Präsentationen, Poster-Presentations von Studenten zum Beispiel, also die jetzt ihren

00:15:24: Bachelor oder ihren Master machen und die dann ihre Masterarbeit zusammenfassen in einem

00:15:29: Poster und da wirklich so die Schlüsselpunkte präsentieren.

00:15:32: Die Poster sind natürlich, wie du es gesagt hast, verschiedene Themen nach Themen sortiert,

00:15:38: also die in der Neurologie und Pediatrie und was weiß ich, verschiedene Themen sind wirklich,

00:15:45: dass man sie auch leicht finden kann an dem, zu den jeweiligen Themen, an denen man interessiert

00:15:50: ist.

00:15:51: Und dann ist es so, dass während der Mittagspause dann immer die Autoren an den Poster stehen

00:15:59: und wenn die Leute da durchwandern, können sie mit den Autoren ins Gespräch kommen.

00:16:03: Aber was mehr und mehr auch genutzt wird, sind QR-Codes.

00:16:06: Also, wenn jetzt zum Beispiel der Poster-Präsenter gerade nicht da ist, kann ich trotzdem den

00:16:10: QR-Code einscannen und schauen, was ist das gesamte Projekt, was läuft da gerade?

00:16:15: Und wie qualifiziere ich mich, um da teilzunehmen?

00:16:17: Ja, wir haben immer einen Call for Abstracts.

00:16:20: Also, wir sind ja jetzt Ende Mai, der Call for Abstracts war von, ich glaube, September

00:16:27: bis Dezember im Vorjahr und das ist die Zeit, in der die Physiotherapeuten, ob Studenten,

00:16:37: praktizierende, Researcher, Educators ihren Abstract einreichen.

00:16:40: Da gibt es verschiedene Kriterien dazu, maximal 500 Wörter.

00:16:44: Es muss Hintergrund beschrieben werden, eine Konklusion etc.

00:16:48: Und dann haben wir etwa 500 Reviewers, also Menschen, die bei uns online diese Abstracts

00:16:57: sich anschauen und die Abstracts werden mindestens von drei Reviewern, unabhängig voneinander

00:17:02: anonymisiert, sagt man das so, beurteilt und dann wird eben entschieden, solltet dieser

00:17:15: Abstract dann als Poster oder als Platform Presentation oder als E-Poster präsentiert

00:17:20: werden.

00:17:21: Also, das ist eine tolle Motivation für junge Physiotherapeuten, auch wenn sie noch in der

00:17:24: Ausbildung sind.

00:17:25: Absolut.

00:17:26: Und dann haben sie sich auch die Vorbereitung der Poster-Projekte aufzubereiten.

00:17:29: Genau.

00:17:30: Oder sich dann zusammen zu tun mit anderen Kollegen und so, das ist ja nicht so, dass

00:17:34: das ein Mann-Show ist.

00:17:35: Man kann sich ja wirklich auch zusammen tun, sagen okay, das ist wirklich wert, darüber

00:17:39: zu berichten und das ist halt einfach hier die Plattform voneinander zu lernen, von verschiedenen

00:17:45: anderen Ländern zu lernen, sehen welche Ansätze genutzt werden etc.

00:17:48: Und das ist schon echt spannend.

00:17:50: Das heißt, wenn man in Führung kommen will, auf zum World Physiocongress?

00:17:53: In Führung, wie meinst du das jetzt?

00:17:56: Ja, die Frage ist natürlich von mir ein bisschen hinter sich nicht gedacht, weil ich habe noch

00:18:00: mal nachgelesen.

00:18:01: Das heißt ja, du machst auch ein Leadership-Programm.

00:18:05: Ja.

00:18:06: Was steckt da dahinter?

00:18:07: Ja, das ist ein Programm, das haben wir jetzt seit, ich glaube, drei, vier Jahren.

00:18:13: Ist offen für unsere Mitgliedsorganisationen und zwar da die Menschen, die Physiotherapeuten,

00:18:20: ich sage es mal Menschen, weil sie nicht nur Physiotherapeuten sind, die in den Führungsgremien

00:18:25: sind bei unseren Mitgliedsorganisationen.

00:18:27: Und wie wir alle wissen, wenn wir die Physiotherapie Ausbildung beglaufen oder das Studium, lernt

00:18:33: wir relativ wenig über Financial Management oder Marketing and Communications, also diese

00:18:38: ganzen Themen.

00:18:39: Und da hat unser Board entschieden, ob wir sollte noch ein Leadership-Programm anbieten

00:18:45: und zwar wirklich mit dem Ziel, die Wissenslücken zu füllen, die unsere Mitgliedsorganisation,

00:18:53: das Leadership, was die da brauchen.

00:18:55: Und wie gesagt, das ist von Governance.

00:18:57: Also Governance ist wirklich politische Strukturen, wirklich, dass man das gut strukturiert über

00:19:04: Finance, Marketing and Communications, wie setzt man Events auf.

00:19:08: Und wir haben dann Teilnehmer von ganz kleinen Ländern, ganz großen Ländern, High-Income,

00:19:14: Low-Income-Countries, es ist wirklich gemischt.

00:19:16: Es macht total Spaß.

00:19:18: Das ist ein Programm, das läuft immer über zehn Monate und am Schluss präsentieren die

00:19:22: Teilnehmer dann auch immer noch, was wir Case-Duddies nennen, also so Beispiele aus der Praxis,

00:19:28: ja, wie sie das gelernt haben umsetzen.

00:19:30: Birgit, du bist jetzt dein Leben lang ja quasi im Koffer unterwegs und hast in ganz, ganz

00:19:37: vielen Ländern gelebt und gearbeitet, unter anderem ja auch mal in Moskau, richtig.

00:19:42: Wie ist das dazu gekommen?

00:19:44: Ja, das war beruflich durch mein Mann, also der hat ein Projekt angenommen in Moskau,

00:19:50: die Kinder waren damals aus dem Haus und haben gesagt, okay, warum nicht, wir probieren

00:19:54: es einfach, wenn es klappt, klappt, wenn es nicht klappt, klappt es nicht.

00:19:56: Und mein Vorteil ist, ich arbeite für World Physiotherapy Remote, also von zu Hause aus.

00:20:01: Also ist es egal, ob ich in Frankfurt sitze oder in Madrid oder in Moskau, so lange ich

00:20:08: Zugang zum Internet habe.

00:20:09: Also man sieht und man hört, es ist alles sehr, sehr, sehr international und jeder, der international

00:20:15: arbeiten will, dem sei angeraten, vielleicht mal mit Birgit Müller-Winkler zu sprechen.

00:20:20: Ja, die Leute können natürlich gerne immer auch eine E-Mail schicken oder so und ich

00:20:24: kann das dann entsprechend weiterleiten innerhalb der Organisation, aber wo es wirklich immer

00:20:28: sehr gute Möglichkeiten gibt.

00:20:30: Ich würde sagen, für jeden Physiotherapeuten sich zu engagieren, das sind unsere Specialty

00:20:35: Groups, also wir haben unsere professionellen Netzwerke, also es gibt zum Beispiel das

00:20:41: INPA-Netzwerk, das ist International Network of Physiotherapists in Neurology, wenn ich

00:20:47: jetzt das Akronym irgendwie für Neurology in Private Practice in der Pediatrie mit

00:20:53: älteren Menschen.

00:20:54: Also es gibt diese ganzen Fachbereiche, wo man sich engagieren kann, über die deutschen

00:21:00: Arbeitsgruppen und die deutschen Arbeitsgruppen sind dann häufig Mitglied in dieser globalen

00:21:06: Verbindung, wo man sich wirklich dann individuell einbringen kann.

00:21:10: Also alles eine sehr große internationale Ressource.

00:21:12: Ja und ich würde sagen eine große internationale Familie.

00:21:15: Das hört sich unheimlich romantisch an.

00:21:18: Hier geht, wenn du heute auch in deiner Funktion als Ausbilderin zu jungen Physiotherapeuten

00:21:24: sprechen würdest, welchen ultimativen Rat würdest du denen geben, wenn die sich schnell

00:21:28: und gut entwickeln wollen?

00:21:29: Im Englischen sagt man go outside your comfort zone.

00:21:34: Also es ist natürlich gemütlich und praktisch, wenn man sagt, oh ja, ich wohne hier und da

00:21:39: suche ich mir jetzt eine Stelle in der Praxis, die gleich um die Ecke ist, da muss ich nur

00:21:42: drei Minuten mit dem Fahrrad hinfahren.

00:21:44: Also wirklich auch mal was neues Wagen, um neue Erfahrungen zu machen und auch zu schauen.

00:21:51: Es gibt denke ich auch in der Physiotherapie einige Nischen, ob man sagt, okay, vielleicht

00:21:55: ist ja die eine oder andere Nische was für mich, zum Beispiel auch im Journalismus oder

00:21:59: so, es gibt ja wirklich viele.

00:22:00: Verspannte Journalisten gibt es einige.

00:22:03: Ja, also es gibt so viele Bereiche in der Physiotherapie, die das Wert sind, ja zu erkunden.

00:22:10: Sag mal, ist das nicht falsch, den jungen Physios den Flohnsort zu setzen, womöglich

00:22:15: was international zu machen, wo wir doch auf dem heimischen Markt letztendlich so wenige

00:22:19: nur haben?

00:22:20: Ja, also verschiedene Sachen ausprobieren heißt ja nicht unbedingt international zu praktizieren,

00:22:26: man kann ja sich international engagieren im Land selber auch.

00:22:31: Ja, Birgit, das sind viele, viele spannende Fakten.

00:22:34: Was glaubst du denn, wird das dein persönliches Highlight auf diesem Kongress?

00:22:39: Also mein Highlight, hoffe ich, werden die Diskussionsrunden, die Discussion Sessions,

00:22:45: weil da haben wir viele spannende Themen, kontroverse Themen, weil ich denke, das ist

00:22:49: nämlich eine Stärke von Kongressen und nicht nur World Physiotherapy, auch anderen Kongressen,

00:22:55: dass es wirklich food for thought ist und hoffentlich wirklich auch Fragen aufgreift, die für die

00:23:02: Profession wichtig sind. Und das sind natürlich klinische Fragen, aber auch zum Beispiel Fragen,

00:23:09: die wir in den Diskussionsrunden aufgreifen, should physiotherapie be a business, also

00:23:13: sollen Physiotherapie wirklich ein Business sein?

00:23:16: Oder are we producing research waste, also produzieren wir Forschungsmüll, also einfach

00:23:24: zu Themen, die relevant sind, nicht jetzt klinisch detailliert, aber für uns alle als Physiotherapeuten

00:23:34: wichtig sind und daran freue ich mich, weil da gibt es einige kontroverse Punkte.

00:23:39: Naja, der Physiotherapeut möchte auch was zum Beißen haben, ne?

00:23:42: Birgit, jetzt kumuliert natürlich diese ganze Arbeit mal wieder in einem riesengroßen Kongress.

00:23:46: Was machst du danach, um dich zu entspannen?

00:23:49: Ja, wir sind jetzt hier in Tokio und wenn ich schon mal hier bin, mache ich auch danach

00:23:55: hier noch Urlaub und bleibe noch zwei Wochen, werde mit meinem Mann das Land bereisen.

00:24:01: Wahnsinn, vielen, vielen herzlichen Dank Birgit Müller-Winkler, Policy Manager bei World Physio,

00:24:06: eine Dame, die man unbedingt anrufen oder ihr mal schreiben sollte, wenn man in der internationalen

00:24:11: Szene was erreichen möchte. Ja, und das war wieder der Nils Heil, Frischluft fürs Physiohirn,

00:24:16: sponsored bei OptaData. Ich sage danke an den Florian Beisser vom Media Sales, an den

00:24:22: Torsten Autor vom Bayerischen Rundfunk für die Supervision, die Katharina Mut für den

00:24:26: Tonschnitt, den Julian Nehliebel hinter den Kameras und dann hören und sehen wir uns

00:24:30: ganz bald wieder auf diesem Kanal. Bis dahin und viele Grüße aus Tokio.

00:24:36: [Musik]